N°7 + N°8 Rabat Biennale, Rabat, Marokko
N°7 + N°8 Rabat Biennale, Rabat, Marokko
N°7 + N°8 Rabat Biennale, Rabat, Marokko
September 2019 - Januar 2020

AS LONG AS following our rules is more important than following our hearts, I will be a feminist.

SOLANGE wir eher den Regeln folgen als unseren Herzen, bin ich Feminist:in.

Von 24. September 2019 bis 10. Jänner 2020 fand in Rabat, der Hauptstadt Marokkos, die erste Internationale Biennale für Zeitgenössische Kunst statt, die sich ausschließlich den Werken von Frauen widmete. Veranstaltet wurde die Biennale von der „Fondation nationale des musées du Maroc“. Auf Einladung des Kurators Abdelkader Damani war die österreichische Künstlerin Katharina Cibulka mit SOLANGE vertreten.

 

Mit dem Titel der Biennale „Un instant avant le monde“ („Ein Augenblick vor der Welt“) verweist der Kurator auf zwei Säulen, die diese Biennale tragen:

  • die künstlerisch radikale Entscheidung für eine internationale Plattform, die weltweit erstmals ausschließlich Werke von Künstlerinnen zeigt
  • ein Zurückgehen zu den Ursprüngen, den Quellen, den Träumen, zum Imaginären, dem „Augenblick vor der Welt“ und daraus resultierend eine Neuschreibung der Kunstgeschichte, in der Frauenkunst gleichwertig vertreten ist

Die Biennale in Rabat soll nicht zuletzt einen Impuls für die Gleichstellung von Frau und Mann geben.
Katharina Cibulka greift mit ihrem großformatig gestickten Satz in den öffentlichen Raum in Rabat ein. Leuchtend pink und zweisprachig (englisch/arabisch) sind die gestickten Buchstaben am Musée Mohammed VI d’Art Moderne et Contemporain zu sehen.

Wie auch bei den SOLANGE-Projekten in Österreich geht es Cibulka darum, Anliegen von Frauen vor Ort aufzugreifen, einen Raum für Diskussionen zu öffnen und eine Brücke zwischen den Geschlechtern zu bauen. Die ultimative Form dieses Brückenschlags ist die Liebe, die nicht nur gender- sondern auch kulturelle und geografische Grenzen zu überwinden vermag.

Ganz im Sinne des Biennale-Leitsatzes geht Cibulka zurück zum Ursprung allen Lebens und stellt die Liebe über die von Menschen (meist Männern) gemachten Gesetze. Das künstlerische Momentum entsteht durch die Opposition von Gesetz/Konvention/Moral auf der einen und Herz/Liebe als umfassende, verbindende Energie auf der anderen Seite. Aus diesem Spannungsfeld heraus haben marokkanische Frauen Fragen generiert, die ihren Alltag prägen:

  • Wie sind gesellschaftliche Konventionen zu interpretieren oder zu überwinden, wenn wir die Liebe als Maßstab nehmen?
  • Ist die persönliche Freiheit ein Menschenrecht, das nur Männern gebührt und wenn ja, warum?
  • Verletze ich die Ehre meiner Familie, wenn ich meinem Herzen folge?
  • Wer hat die Definitionsmacht, wer legt die sozialen Codes fest?
  • Wer oder was macht Räume so eng, dass jenes zentrale Organ, das uns am Leben erhält, durch all die Zwänge und Regeln, die es zu beachten oder zu umschiffen gilt, zu ersticken droht?

Nicht zuletzt geht es bei diesem internationalen Kunstprojekt um Herausforderungen der Übersetzung und die Feinheiten der involvierten Sprachen. „… I will be a feminist“ lässt sich nicht eins zu eins ins Arabische übersetzen.

طالما استمر اتباع قواعدنا أهم من اتباع قلوبنا، سأكون نسوية
Come join us in spreading equality!

 

Kooperationspartner:innen:
Fondation nationale des musées du Maroc, Musée Mohammed VI d’Art Moderne et Contemporain; Abdelkader Damani, Kurator

 

© Fotocredits: Ferdinand Cibulka