N°5 St. Jakob Cathedral, Innsbruck, Austria
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July - November 2018

SOLANGE Gott einen Bart hat, bin ich Feminist.

AS LONG AS god has a beard, I will be a feminist.

Ab 27. Juli 2018 war dieser Satz an der eingerüsteten Fassade des Innsbrucker Doms zu bestaunen. Von Hand mit pinkem Tüll eingestickt hat diesen die Tiroler Künstlerin Katharina Cibulka in Zusammenarbeit mit der Textilkünstlerin Vivian Simbürger. Die Kunstaktion wurde durch eine Förderaktion von „Kunst im öffentlichen Raum Tirol“ und in Kooperation mit dem Arbeitskreis „Kunstraum Kirche“ sowie der Dompfarre St. Jakob durchgeführt.

Cibulka nutzt die großflächigen Textilien, um Slogans einzusticken, die die anhaltende Notwendigkeit feministischer Forderungen verdeutlichen: Durch die Methode des Bestickens der Baunetze wird eine Männerdomäne buchstäblich durchdrungen und neu besetzt. Im Fall des Doms gelang die Realisierung durch den persönlichen Einsatz von Dompropst Florian Huber.

“Für mich klingt der Spruch recht pfiffig und nicht ideologisch fixiert”, sagte Generalvikar Propst Florian Huber bei der Präsentation der Kunstinstallation am 27. Juli. Huber verwies darauf, dass im Dom selbst Darstellungen Gottes als alter Mann mit Bart zu sehen seien. “So etwas hätte man sich in den ersten Jahrhunderten des Christentums niemals zu malen getraut, das ist erst in der Renaissance und im Barock so üblich geworden”, verwies Huber auf den Einfluss der Zeit auf die Gottesvorstellung. Insofern sei der SOLANGE-Satz “bildkritisch und weist darauf hin, dass wir Vorstellungen und Bilder immer auch hinterfragen müssen”. Denn, so Huber: “Sobald wir uns etwas ‘einbilden’, liegt es bestimmt jenseits der Realität, soweit es das Thema Gott anbelangt”.

Huber verweist auch auf die landläufige Redewendung, dass etwas “passé und vorbei ist, wenn es “einen langen Bart hat”. Hier klinge die Frage an, wen die Gottesfrage heute noch berühre, wen die Kirche noch berühre. Cibulkas Kunstaktion am Dom hat hohe Wellen geschlagen und auch die Presse aus dem benachbarten Deutschland auf den Plan gerufen, symbolisiert doch die Kirche selbst ein zutiefst patriarchales System. Domprobst Huber war es übrigens wichtig, dass der Satz mit „bin ich Feminist“ endet um zu verdeutlichen, dass er persönlich hinter dieser Kunstaktion steht.

Come join us in spreading equality!

 

 

Kooperationspartner:innen:
KÖR Tirol, Arbeitskreis Kunstraum Kirche

 

© Fotocredits: Ferdinand Cibulka, Matthias Prachensky, Daniel Jarosch, Felix Richter