N°28 Kunstuniversität Linz, Österreich
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März - Juli 2023

SOLANGE aus Liebe mit einem Schlag Gewalt wird, bin ich Feminist:in.

Das 300 m2 große Kunstwerk ist Richtung Donau ausgerichtet und von der Nibelungen-Brücke aus gut sichtbar. Wieder wurden die Inhalte des Satzes in einem partizipativen Prozess vor Ort erarbeitet. Die Kunstuniversität und das Frauenbüro der Stadt Linz haben zur Einsendung von SOLANGE-Sätzen aufgerufen. Die Resonanz war mit rund 200 Rückmeldungen sehr groß. Aus den zahlreichen Einsendungen hat sich das Thema „Gewalt gegen Frauen“ sehr klar herauskristallisiert.Gewalt gibt es auf vielen Ebenen, hier wird konkret die Beziehungsebene in den Fokus genommen. Da sich diese Form von Gewalt meist im Privaten abspielt, muss eine Vielzahl an strukturellen Maßnahmen gesetzt werden, um effektiv dagegen vorgehen zu können.

„Wir müssen bei Maßnahmen gegen Gewalt an Frauen und Mädchen an zwei Enden ganz konkret ansetzen: auf einer privaten und einer gesellschaftspolitischen Ebene. Sprachlosigkeit, die in Gewalt mündet, wird erlernt wie andere Werte und Einstellungen in Familien auch. Wir brauchen positive (männliche) Vorbilder, Role Models, Erziehende, die unseren Burschen vermitteln, wie respektvolle Konfliktlösung funktionieren kann – im Gegensatz zu destruktiver Macht- und Kontrollausübung. Mit SOLANGE wollen wir die Diskussion darüber in den öffentlichen Raum bringen, um nachhaltige Lösungen zum Schutz von Mädchen und Frauen anzuregen.“

Neben den berechtigten Forderungen nach besserer Finanzierung von Gewaltschutzzentren, Frauenhäusern, Informationshotlines etc., um Frauen und Kindern in Not rasch und effizient zu helfen, möchten wir den Kreis viel weiter ziehen und ganz an den Anfang, zu den möglichen Wurzeln der Entstehung von Gewalt gehen: All unsere Bemühungen müssen doch darauf abzielen, es gar nicht so weit kommen zu lassen.

 

SOLANGE…

…die ersten Bildungseinrichtungen, Kinderkrippe und Kindergarten, chronisch unterfinanziert und personell unterbesetzt sind,… (Kinder brauchen Freiräume, wo sie sich austoben können. Wenn zu wenig Personal da ist, um nach draußen zu gehen – wie sollen sie ihre Energie loswerden, um wieder in Balance zu kommen? )

…Kinder in ihren Bedürfnissen nicht ernst genommen werden, weil dafür die Zeit fehlt, …

…Jugendliche nicht wahrnehmen, dass ihre Worte Gehör finden und ihre Meinung wertvoll ist, …

…Lehrpläne nicht entrümpelt und der Fokus von reiner Faktenaneignung zu Medien-, Sozial- und Problemlösungskompetenz sowie kommunikativen Skills verschoben wird, …

…wir nicht nachhaltig gegen überholte Rollenbilder und patriarchale Strukturen arbeiten, die Mädchen und Frauen in Abhängigkeit bringen, ….

…Social Media toxische Männlichkeitsbilder befeuern, wird sich nichts ändern.

…die Gleichstellung von Frauen nicht auf allen Ebenen primäres Ziel ist, …

…BIN ICH FEMINIST:IN.

 

All diese Aspekte sind keinesfalls als Entschuldigung für Gewalt gegen Frauen zu interpretieren, diese ist absolut intolerabel. Es muss jedoch immer und immer wieder klar benannt werden, wo das System schon an der Wurzel krankt. Gewaltbereite Männer entstehen nicht von heute auf morgen, sie waren auch mal unschuldige Buben. Gesellschaftlicher Wandel kann sich nur dort vollziehen, wo ernsthaft Ursachenforschung betrieben und nachhaltig an Umsetzungsstrategien gearbeitet wird. Dafür muss auch entsprechend Geld in die Hand genommen werden. Sonst erntet man die Früchte des Zorns, der für Frauen im schlimmsten Fall tödlich ende.

Wir wollen ein weithin sichtbares Signal setzen und wichtige Diskurse vorantreiben. Mit unserer feministischen Intervention an diesem historisch stark vorbelasteten Gebäude wollen wir deutlich machen, dass Geschlechtergerechtigkeit ein zentraler Schlüssel zur Gewaltprävention darstellt. Darauf müssen alle Maßnahmen abzielen.

 

Come join us in spreading equality!

 

 

Kooperationspartner:innen:
Kunstuniversität Linz, Frauenbüro der Stadt Linz

 

Fotocredits: Katharina Cibulka, Emil Cibulka