N°14 Künstlerhaus, Wien
N°14 Künstlerhaus, Wien
N°14 Künstlerhaus, Wien
Dezember 2020 - April 2021

AS LONG AS the hope we spread is stronger than the fear we face, I will be a feminist.

SOLANGE die Hoffnung, die wir verbreiten, stärker ist als die Angst, der wir begegnen, bin ich Feminist:in.

Anlässlich der Gruppenausstellung “When Gesture becomes Event” verhüllt Katharina Cibulka die Fassade des Künstlerhauses am Karlsplatz 5 im 1. Wiener Gemeindebezirk.

Dieser SOLANGE-Satz hat einen anderen Klang als die bisherigen. Wurde bislang eine klar formulierte Benennung eines gesellschaftlichen Missstandes in ein Staubschutznetz eingestickt, so zeigt sich hier ein Innehalten, ein Wenden der Satzkonstruktion und das Einschlagen einer anderen Richtung. Dies hat mit folgenden Umständen zu tun:

Die Zumutungen der Pandemie fordern uns alle maximal. Das Attentat in Wien hat alle zutiefst erschüttert. Einerseits das Verstummen, die Verzweiflung, das bruchstückhafte Begreifen des Unfassbaren, wo Forderungen zweitrangig werden. Das Trennende wird ins Abseits gestellt, die Sehnsucht nach einem WIR rückt in den Vordergrund. Andererseits erleben wir zeitgleich eine grundlegende politische Wende in den USA, die sowohl im Umgang mit den Themen gender, race, class aber auch climate change und international relations große Hoffnungen weckt. Die erste Schwarze Frau, Kamala Harris, wird Vizepräsidentin und lässt das Pendel Richtung Hoffnung ausschlagen.

Das zeitliche Aufeinandertreffen dieser umwälzenden Entwicklungen spricht für die Akzentuierung eines Hoffnungsschimmers, für etwas uns alle Verbindendes, Feminist:innen und Noch-Nicht-Feminist:innen – eine starke Affirmation:

The hope we spread is stronger than the fear we face! Waren Spaltung und Trennung, die Angst vor Corona und den Folgen wie z.B. Jobverlust oder der Klimawandel bestimmende Themen des Jahres 2020, so will die Künstlerin mit einem umfangreichen Hoffnungspaket ins Neue Jahr starten: Verbinden, den Dialog suchen, Brücken bauen, die Komfortzonen verlassen und das Gespräch suchen, zuhören und auf Fragen eingehen: All dies sind wichtige Facetten feministischer, aber auch gesellschaftspolitischer Arbeiten, die für Cibulka zentral und nicht voneinander zu trennen sind.

“Zuversicht ist mein Motor”, so die Künstlerin. “Wäre ich nicht Optimistin, könnte ich nicht Feministin sein. Ich bin davon überzeugt, dass wir große Veränderungen nur gemeinsam erwirken können. Sobald wir uns auseinanderdividieren und gegeneinander ausspielen lassen, haben wir verloren. Die Pandemie, die Auswirkungen des Klimawandels und die Attentate haben uns verdeutlicht, wie verletzlich wir sind, aber auch, wie über all dem vermeintlich Trennenden der Zusammenhalt steht.”

In diesem Sinn nimmt Cibulkas Beitrag buchstäblich den Faden des Ausstellungsthemas
“When Gesture becomes Event” auf und stickt ihn gedanklich weiter. „Solidarität ohne Grund“ auf Basis von Vielfalt und Diversität zu initiieren könnte demzufolge der nächste Schritt nach den Erfahrungen der letzten Wochen und Monate sein. Uns unserer eigenen Verletzlichkeit bewusst zu sein, ist Voraussetzung für Empathie, Empathie Voraussetzung für Solidarität. Dieser Gedankenkette folgend ist Feminismus ein Puzzle-Teil im Bemühen um eine Welt, in der Respekt als wertvollste Ressource gesehen wird: Respektvoller Umgang aller Geschlechter, Religionen, Kulturen … miteinander, aber auch Respekt vor der Umwelt als Basis unseres Lebens.

 

 

Kooperationspartner:innen:
Künstlerhaus Wien, City Gallery Ljubljana, Strabag

 

© Fotocredits: Michael Strasser, Katharina Cibulka